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Rollstuhlfahrer heben ab – ein Meilenstein auf dem Flugplatz Vielist

Rollstuhlfahrer heben ab
Rollstuhlfahrer heben ab

„Fliegen verändert – vor allem, wenn man es für unmöglich gehalten hat.“

Am vergangenen Sonntag wurde dieser Satz auf dem Flugplatz in Vielist zur Realität. Rund 30 Menschen mit körperlichen Einschränkungen – darunter Rollstuhlfahrer und blinde Teilnehmer – haben erlebt, was es heißt, mit dem Gleitschirm abzuheben: Freiheit. Luft. Weite.

Dass dieser Tag möglich wurde, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von fast zehn Jahren harter Arbeit, Hartnäckigkeit – und echtem Teamgeist.

Ein besonderer Dank gilt unseren Tandempiloten und Fluglehrern Ruben, Philipp und Lenny, den Windenführern Ines und Peter sowie den vielen engagierten Helferinnen und Helfern aus der Pilotengruppe, die gezogen, gestützt, gesichert – und mit angepackt haben. Am Boden und in der Luft.

Fast zehn Jahre Vorbereitung – und dann: Abheben

Seit 2016 arbeiten wir an der Vision eines inklusiven Gleitschirmsports. Die Zulassung für das barrierefreie Fliegen mit dem speziell entwickelten Flychair war ein langer Weg – und jetzt ist sie da.
Damit ist klar: Menschen, die bisher vom Fliegen ausgeschlossen waren, können nicht nur mitfliegen – sondern künftig selbst Pilot oder Pilotin werden.

Bewegende Momente – in der Luft und am Boden

Claudia Prieß und Detlef Lackmann, beide blind, hoben im Tandemflug nacheinander ab. Ihr Jauchzen in der Luft war über den ganzen Platz zu hören – purer Ausdruck von Freiheit und Lebensfreude.

Thomas Hasse, querschnittgelähmt nach einem Motorradunfall, wagte nach einem schwierigen ersten Flugversuch drei Tage zuvor einen erneuten Start – diesmal mit Erfolg: große Ausklinkhöhe, mehrere Thermikkreise – und ein breites Lächeln nach der Landung.

Gemeinsam stark – das Team der Gleitschirmschule

Ruben bereitet die Erfahrungen dieser Tage nun für einen Bericht an den DHV und die HDI-Versicherung auf – damit künftig auch alle helfenden Hände versichert sind. Denn ohne Startleiter, Gurtzeug-Anpasser, Lepofahrer und Hineinheber geht es schlicht nicht.
Manche Teilnehmer mussten in den Flychair getragen werden – mit Umsicht, Respekt und Kraft.

Ines und Peter sorgten als Windenführer für sichere, saubere Starts – trotz anspruchsvollen Bedingungen, Druck und Verantwortung.
Ruben und Philipp begleiteten die Tandemgäste mit Empathie und Erfahrung – menschlich, professionell, klar.
Lenny betreute Flugschüler und Freiflieger, sprang überall ein, wo eine helfende Hand gebraucht wurde und Dagmar fuhr die Gäste mit dem Schulbus zum Start und hielt im Hintergrund alle Fäden zusammen.

Was alle eint: Verlässlichkeit, Leidenschaft und echter Pioniergeist. Werte, die unsere Schule tragen.

Was bleibt?

Ein einzigartiger Tag. Ein großer Schritt für mehr Inklusion im Gleitschirmsport. Viele glückliche Gesichter – und ein klares Signal:

„Gleitschirmfliegen? Doch, das geht – auch mit Handicap.“
Mit uns. In Vielist.

Danke an alle, die dabei waren – wir schreiben Geschichte.
Und wir machen weiter. Für mehr Luft unter den Rädern. Und mehr Freiheit für alle.

Eure Norddeutsche Gleitschirmschule